Bis Ende 2010 weist die Statistik nur noch 166 Betroffene in Wald-Michelbach aus – noch vor vier Jahren waren es 357

Berichterstattung der Odenwälder Zeitung vom 03.03.2011

Zahl der Langzeitarbeitslosen halbiert

Wald-Michelbach. „Es ist schwer, Langzeitarbeitslose zu vermitteln“, sagte der Erste Kreisbeigeordnete Thomas Metz (CDU). „Deshalb ist es wichtig, den Kontakt zu den Firmen deutlich zu intensivieren.“ Er selbst ging voran und stattete dem Aschbacher Sägewerk Kurtz einen Besuch ab. Das Traditionsunternehmen war durch Kontakte zum Unternehmerservice des Eigenbetriebs Neue Wege und sein Interesse, Langzeitarbeitslose auf Teilzeitbasis zu beschäftigen, ins Blickfeld des Dezernenten geraten.

Der Eigenbetrieb Neue Wege betreibt im Kreisgebiet vier Jobcenter und bietet in 15 Städten und Gemeinden Qualifizierungs-Maßnahmen an. Wie erfolgreich gearbeitet werde, belegten laut Metz auch die Zahlen aus Wald-Michelbach. Vor vier Jahren habe es in der Kommune noch 357 Arbeitssuchende gegeben, die länger als ein Jahr ohne Anstellung waren. Ende 2010 seien es nur noch 166 gewesen. „Die Region hat zu kämpfen“, war auch er sich der schwierigen Situation bewusst, aber eine Reduktion um mehr als 50 Prozent sei beachtlich.

Aus Altersgründen suchte das Unternehmen nach einem Ersatz für den Gatterführer, wie Inhaber und Diplom-Ingenieur der Holztechnik Reinhard Kurtz erklärte. Interessenten aus dem hohen Norden und Süden hätten sich vorgestellt, letztlich habe er sich aber dafür entschieden, Mini-Jobber, die seinen Betrieb bereits kannten, durch Qualifizierung zum Gatterführer auszubilden. Die Ausgewählten absolvierten Kurse am Rosenheimer Lehrinstitut der Holz- und Kunststoff-Industrie. Unterstützt wurde das Vorhaben durch Qualifizierungs-Schecks von der Wirtschaftsförderung Bergstraße (WFB).

Der Kontakt zum Unternehmerservice kam über die Zukunftsoffensive Überwald und deren Geschäftsführer Sebastian Schröder zustande. Das Sägewerk hatte Teilzeitmitarbeiter und Springer gesucht. Carmen Thier-Hofmann, Mitarbeiterin des Unternehmens, bewertete die Zusammenarbeit positiv, alles habe „wunderbar geklappt“.

Die vermittelten Kandidaten hätten eine guten Eindruck gemacht, zeigte sich auch Kurtz zufrieden mit der Unterstützung. Auch in diesen Fällen sei es mittelfristig durchaus möglich, dass die Mitarbeiter ausbildungsmäßig gefördert und in eine Dauertätigkeit übernommen werden könnten.

Den günstigsten Tag für ihren Besuch haben sich Metz und seine Begleiter – Rainer Burelbach, Leiter des Eigenbetriebs, und Sandra Herrmann vom Arbeitgeberservice des Jobcenters Mörlenbach – allerdings nicht rausgesucht. Sie mussten bedauern, dass der Betrieb an diesem Tag ruhte, da die Mitarbeiter auf einer Fortbildung waren. kko

Weiterhin leichter Anstieg bei den Arbeitslosenzahlen

Wie der Eigenbetrieb Neue Wege Kreis Bergstraße Jobcenter mitteilt, ist im Febru-ar 2011 die Zahl der Langzeitarbeitslosen weiter leicht angestiegen. Gemeldet waren 4.834 Personen, 46 mehr als im Monat Januar. Die Gesamtzahl liegt indes unter dem Vorjahreswert, im Februar 2010 waren noch 4.919 Langzeitarbeitslose bei Neue Wege registriert.

„Erfreulich ist, dass im vergangenen Monat insgesamt 164 Leistungsberechtigte in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden konnten. Wir gehen davon aus, dass bei anhaltender Wetterbesserung die Zahl der Langzeitarbeitslosen wieder rückläufig sein wird und sind vorsichtig optimistisch“, so Betriebsleiter Rainer Burelbach.

Vorbereitungen auf das Bildungs- und Teilhabepaket laufen

Die Vorbereitungen auf das Bildungs- und Teilhabepaket laufen im Kreis Bergstraße auf Hochtouren. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Eigenbetriebs Neue Wege, des Jugendamtes, der Schulabteilung und des Amtes für Soziales befasst sich mit den zukünftigen Aufgaben. Der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Thomas Metz skizziert die nächsten Schritte: „Wir werden alle Beteiligten vor Ort frühzeitig einbinden und über Umsetzungsmöglichkeiten informieren. Geplant sind Informationsveranstaltungen in den Teilregionen des Kreises mit den verschiedenen Akteuren aus Gemeinden, Schulen und Kindertagesstätten, aber auch Dachverbänden, Institutionen und Selbsthilfegruppen.“ Dabei seien pragmatische Lösungswege zu Gunsten der Leistungsempfänger, den bedürftigen Kindern und Jugendlichen, gefragt.

Bei den Arbeitssitzungen hat sich gezeigt, dass verschiedene Module aus dem Bildungs- und Teilhabepaket recht zügig umgesetzt werden können, da vergleichbare Leistungen bereits angeboten werden. Änderungen werden sich bei den Anspruchsberechtigten ergeben – hier wird der Zielgruppe bei bestimmten Leistungen zunehmen. Auch die Zahlungswege müssen neu strukturiert werden. Dies gilt vor allem für die finanzielle Unterstützung bei Schulbedarf, für die Übernahme von Kosten bei Klassenfahrten sowie für die Schülerbeförderung (z.B. Maxx Ticket). Die Kostenübernahme bei der Mittagsverpflegung an Schulen und in Kindertagesstätten soll in Absprache mit den Trägern und Schulen einheitlich geregelt werden. Um eine möglichst reibungslose Übergabe der Zuständigkeit an das Jobcenter zu gewährleisten, fand ein erstes Gespräch mit der Karl Kübel Stiftung als Verwalterin des Härtefonds des Landes Hessen statt. Auch für die geplante außerschulische Lernförderung sind Lösungen in Vorbereitung.
Eine Chance für die Vereine im Kreis Bergstraße sieht Neue Wege Betriebsleiter Rainer Burelbach in der Übernahme eines Teils der Mitgliedesbeiträge. Diese beträgt voraussichtlich bis zu 120 € pro Jahr und Kind bzw. Jugendlichen. „Diese Leistung ist ein wichtiger Beitrag zur Vereinsförderung. Wir hoffen, dass damit viele bedürftige Kinder und Jugendliche den Weg in unsere Vereine finden werden“, so Burelbach.