Schuldner- und Suchtberatung als Basis für die Rückkehr in den Beruf

Verstärkte Zusammenarbeit mit regionalen Trägern sozialer Dienstleistungen

Laut Auswertungen des SchuldnerAtlas Deutschland ist die Überschuldung von Verbrauchern in Deutschland zum Oktober 2014 wieder gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr sind weitere 90.000 Personen von Zahlungsunfähigkeit betroffen – insgesamt sind es 6,7 Millionen Bürger über 18 Jahre die überschuldet sind. Mit der Verschuldung, die problemlos und risikofrei erscheint, wächst jedoch auch die Gefahr der Überschuldung, wenn unvorhergesehene und unkalkulierbare Lebensereignisse wie beispielsweise Trennung, Krankheit oder der Verlust des Arbeitsplatzes eintreten. Die Konsequenzen für die Betroffenen sind weitreichend. Neben der Last der Schulden müssen die Betroffenen auch die sozialen und psychischen Folgen ihrer Existenzgefährdung bewältigen.

Um diese Personen zu unterstützen wurden zentral in den Kommunalen Jobcentern des Kreises Bergstraße in Bürstadt, Mörlenbach, Viernheim und Heppenheim Schuldnerberatungsstellen eingerichtet. Denn: Überschuldung stellt ein Vermittlungshemmnis dar, dem mit Hilfe der Schuldnerberatung entgegengewirkt werden kann. Die Beratung die Neue Wege in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt Bergstraße gGmbH, dem Caritasverband Darmstadt e.V. und dem Diakonischen Werk Bergstraße anbietet, umfasst konkrete Hilfen in finanziellen und rechtlichen Bereichen und ist auf die Stabilisierung und Sicherung der Wohn- und Lebenssituation ausgerichtet.

„Für die meisten Menschen ist es eine große Überwindung, die finanzielle Situation offen zu legen und Hilfe in Anspruch zu nehmen“, so der Neue Wege Betriebsleiter Stefan Rechmann. Daher sei es wichtig, dass der Betroffene Hilfe bei seriösen Anbietern Hilfe suchen und Vertrauen zum Berater habe. Die Einrichtungen verfügen über mehrere Berater mit juristischem oder sozialpädagogischem Hintergrund sowie einer gesonderten Ausbildung zum Schuldnerberater.

Gemeinsam mit den Betroffenen wird die Ausgangslage geklärt sowie die individuellen Ursachen der Überschuldung. Die in Module aufgeteilte Beratung gliedert sich in eine Basisberatung mit Anamnese, Problembeschreibung und Zielfindung. Daran knüpfen Module zur Existenzsicherung und Budgetplanung, Forderungsüberprüfung und Schuldnerschutz sowie zur Regulierung und Entschuldung.

„Die Schuldnerberatung hat sich aus unserer Sicht als flankierende Maßnahme für die Jobvermittlung bewährt“, betont Stefan Rechmann. „Denn wenn Schulden auf die Seele drücken und Lohnpfändungen drohen, sind das ganz schlechte Ausgangsbedingungen für Arbeitsuchende und potenzielle Arbeitgeber.“

Ein weiteres Hindernis, das einer Rückkehr in den Arbeitsmarkt entgegensteht sind Suchtproblematiken. Um Betroffenen einen Einstieg in die Suchtberatung zu erleichtern und auch die Fallmanager in den Kommunalen Jobcentern im Umgang mit Suchtkranken zu beraten wurden „Service Points Sucht“ eingerichtet. Die Mitarbeiter erleichtern die Suche hinsichtlich passenden Angeboten und Ansprechpartnern und stehen in den vier Jobcentern in Heppenheim (Caritasverband), Bürstadt (Arbeiterwohlfahrt), Viernheim (Arbeiterwohlfahrt) und Mörlenbach (Caritasverband) für eine Beratung zur Verfügung. Auf Wunsch kann die Einmündung in eine Suchtberatung erfolgen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Träger Arbeiterwohlfahrt und Caritasverbands klären dort zu Anfang der Beratung die psychosoziale Situation und den aktuellen Stand der Suchtmittelproblematik der Betroffenen, um einen individuellen Hilfeplan zu entwickeln. Dabei werden die persönlichen Lebensbedingungen, Vorstellungen und Erwartungen der Betroffenen berücksichtigt. Des Weiteren gibt es Informations- und Motivationsgruppen zur Vermittlung von Basisinformationen zu den Themen Abhängigkeit, Abhängigkeitsentwicklung und Behandlungsmöglichkeiten.

Die Finanzierung der Maßnahmen erfolgt aus Fördermitteln des europäischen Sozialfonds und des Landes Hessen.

Perspektiven für Menschen mit Handicap

„BerT“, die Beratungsstelle für Behinderte und von Behinderung bedrohte Menschen

Gemeinsam mit dem Berufsbildungswerk Neckargemünd GmbH bietet das Kommunale Job-center Neue Wege Kreis Bergstraße eine Anlaufstelle für Menschen mit Handicap an. Die Mitarbeiter der Beratungsstelle zur Teilhabe für Menschen mit Behinderung und von Behin-derung bedrohter Menschen – kurz „BerT“ – unterstützen in verschiedensten Problemlagen. Auch Menschen, die keine Leistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch beziehen, umgangssprachlich Hartz VI genannt, finden hier einen Ansprechpartner.

Ob Informationen zu speziellen Hilfsangeboten, Qualifizierungs- und berufsvorbereitende Maßnahmen, Unterstützung bei der Eingliederung in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt, Beratung von Personen, die sich bereits in einem Beschäftigungsverhältnis befinden und deren Arbeitsverhältnis gefährdet ist oder Unterstützung bei der Kommunikation mit Ämtern und Behörden – die Mitarbeiter helfen bei Fragen weiter.

Neue Wege Betriebsleiter Stefan Rechmann erklärt: „Unser Angebot soll möglichst viele Menschen mit Beratungsbedarf im Kreis Bergstraße erreichen. Auch Arbeitgeber, die ge-handicapte Menschen in ihrem Betrieb beschäftigen oder beschäftigen möchten, finden bei den Mitarbeitern von BerT Hilfe. Hierbei unterstützen wir auch Personen, die sich bereits in einem Beschäftigungsverhältnis befinden. Um den Arbeitsplatz zu erhalten, kann gemeinsam nach Lösungen für auftauchende Probleme gesucht werden.“

Die neue mobile Beratung ist telefonisch unter 0174 / 82 85 964 oder per E-Mail unter-francesco.giordano@bbw.srh.de erreichbar. Termine können ebenfalls ohne vorherige Ab-sprache in den kommunalen Jobcentern zu folgenden Zeiten in geraden Kalenderwochen wahrgenommen werden:

Jobcenter Bergstraße Montags 13.30 – 15.30 Uhr
Jobcenter Odenwald Donnerstags 10.00 – 12.00 Uhr
Jobcenter Ried Dienstags 10.00 – 12.00 Uhr
Jobcenter Viernheim Mittwochs 14.00 – 16.00 Uhr

Die Finanzierung der Beratungsstelle erfolgt aus Mitteln des Landes Hessen und des Euro-päischen Sozialfonds.

Neue Wege ist Vorreiter im Bereich der Gesundheitsförderung

Betriebskommission beschließt Weiterführung erfolgreicher Maßnahmen

Trotz guter Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt profitieren Langzeitarbeitslose kaum von dieser Entwicklung. Um den Abbau der Erwerbslosigkeit voranzutreiben setzt die Arbeitsmarktpolitik von heute auf die Aktivierung der Leistungsbezieher. Heute ist jedoch ein großer Teil der Menschen, die Grundsicherungsleistungen beziehen, infolge mehrfacher Hemmnisse nicht sofort in den Arbeitsmarkt vermittelbar.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat im November diesen Jahres ein Konzept zum Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit erstellt, dessen Schwerpunkte auf einer noch intensiveren Betreuung und verstärkten Gesundheitsförderung durch die Träger der Grundsicherung liegen. Das Kommunale Jobcenter hat seine Förder- und Vermittlungsinstrumente bereits in den letzten Jahren kontinuierlich an die Entwicklungen des Arbeitsmarktes und die Probleme der Leistungsbezieher angepasst. Seit 2008 steht die direkte Aktivierung von Langzeitleistungsbeziehern und Neuantragstellern im Vordergrund der Vermittlungsbemühungen. In ihrer letzten Sitzung gab auch die Betriebskommission des Kommunalen Jobcenters die Zustimmung zur Weiterführung erfolgreicher Maßnahmen zur Aktivierung sowie zur Gesundheitsförderung von Langzeitarbeitslosen.

Das Sofortprogramm Einstiegsoffensive hat seit 2008 eine intensive Beratung und zügige Vermittlung von Langzeitarbeitslosen in Arbeit zum Ziel. Es hat sich jedoch gezeigt, dass rund ein Viertel der Antragsteller, häufig Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, eine andere Form der Unterstützung benötigen. Seit 2012 ergänzt das Projekt „eoPLUS“ für Menschen mit multiplen, zumeist gesundheitlichen Problemlagen mit Standorten in Heppenheim und Mörlenbach das Maßnahmeportfolio.

Der Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf erklärt: „Krankheitsfolgen, Stress, psychische oder körperliche Behinderungen, Suchtprobleme oder Schulden – die gesundheitliche und private Situation vieler langzeitarbeitsloser Menschen stellt ein gravierendes Problem dar. Wir haben diese Problematik erkannt und setzen bereits seit drei Jahren auf eine gezielte Gesundheitsförderung. eoPLUS bietet Menschen mit multiplen Hemmnissen Unterstützung an – Gesundheits- und Mobilitätsfragen werden ebenso abgeklärt wie auch ein eventueller Weiterbildungsbedarf auf dem Weg in den 1. Arbeitsmarkt.“

Ebenfalls wurden Anfang des Jahres in Heppenheim und Viernheim sogenannte „Servicepoints Gesundheit“ eingerichtet. Für Leistungsbezieher, bei denen auf Grund ihrer gesundheitlichen Situation die Erwerbsfähigkeit oder berufliche Eignung unklar ist, ist der Service Point Gesundheit erste Anlaufstelle. Neben der Durchführung von Erwerbsfähigkeitsprüfungen wird hier die gesundheitliche Situation der Teilnehmer beleuchtet und durch fachliche Begutachtungen Empfehlungen für den bestmöglichen Förderweg des Teilnehmers gegeben. Für Kunden der Jobcenter Viernheim und Odenwald ist der Service Point Gesundheit Viernheim Anlaufstelle, für Kunden der Jobcenter
Bergstraße und Ried der Service Point Gesundheit Heppenheim.

Menschen mit psychischen Problemen finden bei der „Psychosozialen Beratung“ Hilfe. Im Rahmen der Kontaktaufnahme durch den psychosozialen Dienst wird ermittelt, welcher Hilfebedarf vorhanden ist und welche Folgemaßnahmen zum Einsatz kommen sollen. Die Beratung kann sowohl im häuslichen Umfeld, als auch direkt beim Träger stattfinden.

Um die Fallmanager im Umgang mit Suchtkranken zu beraten und Betroffenen einen Einstieg in die Suchtberatung zu erleichtern wurde der „Service Point Sucht“ eingerichtet. Die Mitarbeiter erleichtern die Suche hinsichtlich passenden Angeboten und Ansprechpartnern und stehen in den vier Jobcentern in Heppenheim, Bürstadt, Viernheim und Mörlenbach für eine Beratung zur Verfügung. Auf Wunsch kann die Einmündung in eine Suchtberatung erfolgen.

„Aktivcenter“ bieten gebündelte Unterstützungsleistungen an, mit denen soziale, psychische und gesundheitliche Vermittlungshemmnisse abgebaut werden können. Die Mitarbeiter arbeiten mit den Teilnehmern an ihrer Motivation und an den Kompetenzen zur Bewältigung von Alltagsherausforderungen. Eine Analyse der beruflichen Zielvorstellungen, Bewerbungstrainings und die Unterstützung bei der Stellenrecherche runden das Angebot ab.

Der Neue Wege Betriebsleiter Stefan Rechmann abschließend: „Mehr Gesundheit bedeutet nicht automatisch, dass man eine neue Arbeitsstelle findet, ist aber die grundlegende Voraussetzung dafür, überhaupt wieder beschäftigungsfähig zu werden und zu bleiben. Die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit nimmt in der heutigen Gesellschaft eine zentrale Stellung ein, denn die sozialen Kontakte im Betrieb, die finanzielle Sicherheit und die damit verbundene eigenständige Lebensführung stärken das Selbstwertgefühl. Unsere Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Anschluss an diese wichtigen Aspekte wiederzuerlangen und beizubehalten.“

November-Statistik zeigt stabilen Arbeitsmarkt im Kreis Bergstraße

Trotz der jahreszeitlich bedingten Schwankungen bleibt die Zahl der SGB II-Empfänger im Kreis Bergstraße stabil auf niedrigem Niveau. Aktuell beziehen 3.515 Personen Leistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch, im Monat Oktober waren es 3.500. Blickt man auf die Arbeitslosenquote im Kreis ist diese mit 2,5 Prozent deutlich niedriger als der Hessenschnitt mit 3,7 und die Arbeitslosenquote in Deutschland mit 4,3 Prozent.

Bei den arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren zeigen die Zahlen einen leichten Anstieg. Gegenüber dem Vormonat Oktober mit 64 Personen sind im November 9 junge Menschen mehr bei Neue Wege gemeldet (73). Mit einer Arbeitslosenquote von 0,5 Prozent verzeichnet der Kreis Bergstraße den besten Wert aller hessischen Träger der Grundsicherung. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote bei den unter 25-jährigen in Hessen und in Deutschland liegt mit 2,8 und 3,6 Prozent auf einem deutlich höheren Niveau.

Bei den über 50-jährigen ist die Zahl der Personen im Leistungsbezug von 1.053 im Vormonat auf 1.045 registrierte Personen im November gefallen. Auch hier ist die Arbeitslosenquote auf einem erfreulich niedrigen Niveau mit 2,3 Prozent. Im Vergleich: In Hessen liegt die Arbeitslosenquote bei 3,6 und im Deutschlandschnitt bei 4,3 Prozent.

Betriebsleiter Stefan Rechmann weiß aus Erfahrung, dass sich der Winter auf dem Bergsträßer Arbeitsmarkt bemerkbar machen wird: „Wir müssen in den kommenden Monaten mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen rechnen – das Winterwetter mindert die Beschäftigungschancen.“